Familienurlaub in Bad Mergentheim - ein Hidden Champion für erholsamen Urlaub?

 

Durch romantische Gässle im lieblichen Städtle und per Fahrrädle entlang eines Bächles -

Wie wir als junge Familie Bad Mergentheim und seine Region erkundet haben und warum ich nun endlich eine Paradeantwort auf eine mir viel gestellte Frage gefunden habe.

 

 Dieser Blogpost ist in Kooperation mit der Stadt Bad Mergentheim entstanden.

 

Seit dem letzten Eintrag hier hat sich einiges geändert. Naja, eigentlich ist vieles gleich geblieben, aber es gab einen kleinen Zuwachs – und der hat tatsächlich sehr viel verändert 😉

Wo ich früher noch mit und ohne Freund auf dem Fahrrad mal kürzer und länger daher gezogen bin, ist das jetzt nicht mehr ganz so leicht möglich. An dieser Stelle startet nun ein neues, jetzt schon wahnsinnig schönes Kapitel. Reisen als junge Familie mit Baby. Da wir nach wie vor große Radel- und Wanderfans sind, hat es super gepasst, als uns die Stadt Bad Mergentheim eine Woche lang zu sich einlud. Denn die Stadt im Nordosten Baden-Württembergs bietet nicht nur eine Vielzahl an kulturellen und Freizeitangeboten, sondern liegt auch als perfekter Ausgangspunkt in einer schönen und gut ausgebauten radtouristischen Region.

Radeln und Wandern

Mit Baby wollten wir nicht gleich eine Alpenüberquerung auf dem Mountainbike machen. Wir sind froh, wenn wir überhaupt zum Fahren kommen und das Baby irgendwann gemütlich einschlummert. Wird er dann später wach, machen wir eine ausgedehnte Mittagspause (als hätten wir das nicht vorher schon geliebt…) und haben für uns herausgefunden, dass wir aktuell mit ihm maximal fünfzig Kilometer pro Tag fahren können. Zum Glück gibt es davon reichlich in der Gegend von Bad Mergentheim.

 

Allen voran ist hier der 5 Sterne Radweg „Liebliches Taubertal – der Klassiker" zu erwähnen. Dieser führt über hundert Kilometer entlang des kleinen Flüsschens Tauber, mitten durch Bad Mergentheim hindurch. So eignet sich die Stadt also hervorragend als Ausgangspunkt um den Klassiker von dort aus als jeweilige Tagestour zu fahren.

Der Weg ist der einzige vom ADFC mit fünf Sternen bewertete Radweg Deutschlands. Es ist ein eigener Radweg, der fernab von Straßen fast durchgängig durch die Landschaft führt und dazu noch komplett geteert ist. Entlang der Route laden viele kulturelle und gastronomische Verlockungen zu Zwischenstopps ein. Da es stets durch das wunderschöne grüne Taubertal geht, gibt es auch unzählige Spots in der Natur, die sich zum Picknicken eignen. Eine eigene Navigation benötigt man kaum, denn die Ausschilderung ist sehr umfassend. Und auch die Infrastruktur ist auf uns Radfahrer angepasst: Viele Hotels folgen dem ADFC Standard, sind also auf die speziellen Bedürfnisse für Radler eingestellt (Fahrradraum, Lunchpakete etc.).

Die Tour eignet sich meiner Meinung nach auch gerade deswegen für Anfänger. Ich bekomme oft Mails von anderen Frauen, in denen ich gefragt werde, ob ich eine schöne, nicht zu schwere und sichere Einsteigertour empfehlen kann. Und ich muss sagen, mit dem „Lieblichen Taubertal“ habe ich nun endlich meine Paradeantwort gefunden.

Es ist kein Weg, auf dem man an seine sportlichen Grenzen stößt oder spektakuläre Aussichten und Landschaften sieht. Aber für alle anderen, die einfach eine schöne, liebliche Tour machen wollen wie beispielsweise Einsteiger, Familien und Leute die Entspannung suchen, ist sie perfekt.

 

Das Liebliche Taubertal ist aber bei weitem nicht die einzige Route in der Region. Von sanften kurzen Touren, sportlichen Steigungen, über spezielle Weinradreisen bis hin zu hervorragenden Rennradtouren bietet Bad Mergentheim eine Vielzahl von unterschiedlichen Radrouten. Wir fuhren noch eine Rundtour durch das Wachbach- und Vorbachtal, welche  uns auf ein paar kleine Steigungen ins Schwitzen kommen ließ.

Als unser Sohn uns dann aber irgendwann eindeutig zu verstehen gab, dass er nicht mehr allein im Hänger sitzen möchte, sind wir dann am nächsten Tag Wandern gegangen. Er kam in die Trage auf Papas Rücken und los gings entlang des Panoramaweges um die Stadt.

Erlebnisangebot

 Wenn man einen etwas anderen Ausflug machen möchte, ist man in 30 Minuten mit dem Fahrrad im örtlichen Wildpark der Stadt, der natürlich gerade mit Kind ein tolles Erlebnis ist. Ich muss gestehen, dass ich mich persönlich immer etwas schwer tue, wenn es um Tiere in Gefangenschaft geht. Aber diesen Wildpark kann man meiner Meinung nach mit „gutem Gewissen“ besuchen. Viele der Gehege sind in die Landschaft integriert und bieten somit ihren Bewohnern nicht nur einen verhältnismäßig natürlichen Lebensraum, sondern gleichzeitig ermöglichen sie einen naturnahen Eindruck für die Besucher. Dazu tragen auch die unsichtbar wirkenden Zäune bei. Ebenso sind die meisten Gehege weitgehend und bieten einige Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere, falls sich diese von der nächsten herannahenden Schulklasse verstecken wollen. Während einer der kostenlosen Führungen haben wir dann auch gesehen, dass die Fütterungen möglichst artgerecht stattfinden um die Tiere fit zu halten. So mussten sich zum Beispiel die Wildkatzen ihr Futter von einer sich hin und her bewegenden Leine schnappen, was nicht ohne Sprünge oder Erklimmen der Bäume funktionierte.

Besonders beeindruckend war das Wolfsrudel, welches tatsächlich das größte Europas ist. Wir hatten sogar das große Glück Wolfswelpen beim Spielen zu sehen, was mein Mutterherz ganz besonders berührt hat 😉 Unser Sohn hat sich dann aber doch am meisten im Streichelzoo sowie an den Hühnern und Ziegen erfreut - lag vielleicht auch daran, dass die besonders nahe kamen, weil sie an dem Futter interessiert waren, welches wir ihnen gaben 😉

Was bestimmt eine tolle Erfahrung wert ist: Man kann eine Übernachtung im Bauwagen des Wildparks buchen. Dort schläft man dann direkt am Wolfsgehege - Wolfsgeheul inklusive. Bad Mergentheim bietet übrigens auch noch andere tolle Erlebnisübernachtungen an. Da die Stadt in einer Weinregion liegt, ist es möglich in einem Weinfass zu übernachten und am nächsten Tag an einer der zahlreichen Weinverkostungen oder -wanderungen teilnehmen.

 

Und wenn man nach einer langen Radtour einfach mal die Beine hochlegen will, kann man das perfekt in der Solymar Therme. Flo und ich haben hier abwechselnd in der wirklich schönen Saunawelt entspannt oder auch in den Thermalbädern gebadet, während der jeweils andere mit Jannek im Babybecken gespielt hat.

 

Weiterhin bietet die Stadt für Ihre Größe ein überaus großes Veranstaltungsprogramm. Wir haben uns am Spätnachmittag beispielsweise noch ein Beachvolleyballturnier angeschaut, welches mitten auf dem alten Marktplatz stattfand. Das war echt sehr cool, da Flo und ich gerade selber im Beachvolleyballfieber sind.

MFG - mit freundlichen Grüßen“ - noch als kleiner Tipp am Rande: am 6. August gibt’s im Schloss der Stadt ein Open Air der Fantastischen Vier. Das muss vor allem im Ambiente des Schlosses ziemlich rocken!!!

Charmantes Städtle

Genug der interessanten Aufzählungen. Was macht denn nun Bad Mergentheim aus?

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Leser dieses Blogs noch, dass ich gerne Leute und Einwohner eines Landes, einer Region, einer Stadt gefragt habe, was diese denn so besonders mache. Denn das macht doch das Reisen aus: den Charakter, die Eigenheiten der Fremde erspüren, erleben und erfragen.

 

Auf diese Frage kam von vielen Mergentheimern eine ziemlich klassische Antwort: „Wir sind sehr freundlich“. Aber trotz des Bewusstseins, dass diese Antwort von fast allen Einheimischen dieser Welt kommt, muss ich diesem zustimmen. Zugegeben: Wenn man aus Berlin kommt, erscheint einem jeder Nicht-Berliner als ein Sinnbild von Freundlichkeit. Aber dennoch muss ich sagen, dass die Bad Mergentheimer hier nochmal einen draufsetzen. Ob es eine Verkäuferin in einer Bäckerei war, die ich fragte, ob ich deren stilles Örtchen gegen Bezahlung aufsuchen dürfe, die dann die Bezahlung freundlich ablehnte und mir sogar noch meine Wasserflasche füllte, oder die Warmherzigkeit und Offenheit der Besitzer des Hotel Alexas (an dieser Stelle möchte ich deren vegetarische Küche ausdrücklich loben!), die unseren Aufenthalt rund werden ließen – überall begegneten uns die Menschen mit einem Lachen und Hilfsbereitschaft. Man spürt, dass die Einwohner sehr viel tun um die Stadt und Region attraktiv zu machen und sich dabei gegenseitig unterstützen.

 

Für mich ist Bad Mergentheim der Inbegriff eines charmanten, historischen deutschen Städtchens. Es bringt viele interessante Geschichten mit sich, denen wir in einer persönlichen Stadtführung lauschen durften. Man spaziert durch kleine romantische Gässle und kann sich an den vielen alten Fachwerkbauten erfreuen, sowie an kleinen Details wie den alten Zeichnungen an den Häusern. Dann wiederrum steht man plötzlich vor dem imposanten Deutschordensschloss, das mit seiner Größe beeindruckt und in welchem man übrigens auch studieren kann (wie cool ist das denn bitte?). Weiter spaziert man durch den dazugehörigen Schlosspark und wundert sich fast, warum hier nur so wenige Menschen die Anlagen nutzen. Aus Berlin kenne ich es anders, da wird beim ersten Sonnenstrahl sofort jedes Grün übervölkert. Wandelt man vom Schlosspark weiter über die Tauber, findet man sich im wunderschön angelegten Kurpark wieder, der zum Verweilen auf der Bank einlädt. Eine Besonderheit hier ist auf alle Fälle das Trinken des Heilwassers im Brunnentempel. Für die Kurgäste der Stadt gehört es zur täglichen Aufgabe aus einer der drei Quellen zu trinken, für uns war es eine lustige Abwechslung. Alle drei Quellen, die übrigens auch die Solymar Therme speisen, schmecken sehr unterschiedlich.

Und ja – irgendwie habe ich am Ende dann auch die Antwort eines Mergentheimers auf meine Frage verstanden: diese drei Bereiche der Stadt – Innenstadt, Schloss und Kurpark, bilden ein sehr harmonisches Zusammenspiel von verschiedenen Polen untereinander. Man findet dank ihnen Trubel und Stadtleben, Kultur sowie Ruhe und Entspannung auf einem kompakten Raum. Und diese harmonische Balance macht Bad Mergentheim aus. Es bietet genau das richtige Gleichgewicht zwischen lieblichem Städtle, wo man nicht in der Anonymität einer Großstadt versinkt und man dennoch ein abwechslungsreiches Angebot an Erlebnissen findet. Bad Mergentheim ist kein Paris oder Rom, aber für Leute die gerade eben keinen Großstadttrubel suchen, birgt die Stadt erstaunlich viel Potential und ist vielleicht sogar ein kleiner Hidden Champion für einen erholsamen Urlaub. Und das noch unter freundlichen Menschen 😉


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Bikepacking Transost

Some scenes from my bikepacking trip this summer. I was cycling and pushing my bike through Eastern Europe and parts of the Ukraine following a Mountainbike trail called the 'Transost'. Next week I'm gonna post some more words and pictures about it :)

So far - enjoy this video...

Thanks to Huy for this video

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Vorträge

 

 

Eine kleine Info für alle Interessierten :-)

 

Es wird (vorerst) zwei Vorträge geben:

 

 

Es wird viele Bilder und ein paar Videos zu sehen

sowie ein paar schöne, lustige und unschöne Geschichten zu lauschen geben.

 

Ich freue mich über jedes bekannte und unbekannte Gesicht :-)

 

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Alternative zum Zelten.

 Wenn es zu kalt, dunkel und ungemütlich zum Zelten wird.

 

Dieser Blogpost ist in Kooperation mit bett+bike entstanden.

 

Ach wie schön ist es das Zelt abends in Ruhe aufzustellen, sich davor zu setzen, zu kochen, zu lesen, die Gedanken schweifen zu lassen und die Gegend wahrzunehmen. Wenn es dann noch einen wunderschönen Sonnenuntergang gibt, findet man sich im Paradies wieder. Soviel zum Sommer. Die Realität der letzten drei Wochen meiner Radreise sah leider etwas anders aus.

 

 

Mit einem verregneten und kalten Sommer '17 in Skandinavien war ich ja nun schon von Frau Holle nicht gerade mit Gold überschüttet worden. So hoffte ich wenigstens auf einen goldenen Herbst. Aber der blieb leider auch aus. Stattdessen regnete es fast täglich, der Nebel lag über den etlichen Feldern die ich passierte und die Farbe grau wurde zu meiner Aussicht. Tapfer schlug ich mal hier und mal da noch mein Zelt auf. Um dann mitten in der Nacht zu merken, dass mein Schlafsack auch nicht mehr das ist, was er mal vor zehn Jahren war. So richtig warm wurde mir nicht. Den klammen Schlafsack und Sachen trocken zu kriegen wurde auch zu einem Ding der Unmöglichkeit. Hut ab an alle tapferen Herbst- und Winterfahrer, -Abenteurer, -Camper und was auch immer da draußen. Hätte ich wenigstens mit solchen noch ein wenig Gesellschaft gehabt. Dann hätte ich zumindest abends um sechs noch Gespräche führen können. So hockte ich dann aber alleine in der Dunkelheit. So sehr ich es auch mag zu Lesen, dem ist aber auch irgendwann Grenzen gesetzt. Drei Stunden am Abend zu lesen wird langweilig und viel mehr gibt es dann leider nicht mehr zu tun.

 

Also begann ich mehr Warmshowers Hosts zu suchen. Da dies natürlich nicht immer funktioniert, man nicht an allen Orten welche findet und ich zugegebenermaßen auch mal alleine sein will, ging ich des Öfteren in günstige Hotels und Unterkünfte. Vielen Dank an dieser Stelle an einige Leser unter euch, die mich hier unterstützten :-)

 

bett+bike als Planungstool für Übernachtungen

bett+bike als Planungstool für Übernachtungen


 

Es wäre praktisch gewesen zu diesem Zeitpunkt schon von bett+bike gewusst zu haben. Mithilfe deren Website und App kann man nämlich fahrradfreundliche Unterkünfte finden. Und die Frage, ob das Fahrrad ins Zimmer passt fällt hier komplett weg.

 

 

Unterkünfte, die bei bett+bike aufgelistet sind, müssen deren Qualitätskriterien erfüllen. Dazu gehört beispielsweise ein abschließbarer Raum zur Aufbewahrung der Fahrräder, zum Trocknen der Ausrüstung und die Bereitstellung eines Reparatursets. Ebenso kann man Frühstück bekommen. Nicht zu Vergessen: Es ist völlig okay nur für eine Nacht zu buchen. Auch Campingplätze und Ferienwohnungen sind gelistet und haben dementsprechende Standards zu erfüllen.

 

bett+bike gehört zum Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club und es gibt es bereits für neun europäische Länder. Als ich mir die Deutschlandkarte angeschaut habe, war ich wirklich sehr positiv überrascht, wie viele Betriebe bereits dabei sind. Für die restlichen Länder sind nur in Dänemark, Österreich und Luxemburg flächendeckend Unterkünfte zu finden, aber auch in den anderen Ländern (Schweiz, Kroatien, Belgien, Niederlande, Polen) findet man interessante Angebote. Man kann sich die Gastbetriebe übrigens auch als POIs aufs GPS ziehen.

 

Ausbaufähig wäre meiner Meinung nach noch die Suche an sich. Ich kann zwar nach Regionen, Städten usw. suchen, aber es ist leider weder auf der Website noch auf der App möglich die Suchergebnisse nach Typen der Unterkunft oder Preise zu filtern. Man kann sich zwar alle Campingplätze anzeigen lassen, aber diese eben nicht nach Region filtern. Das ist für eine  Routenplanung unvorteilhaft. Ebenso fehlt mir die Preiskategorie allgemein in der Suche.

 

Dafür kann man nach Unterkünften an allerlei bekannten Radwanderwegen schauen, was die Reiseplanung sehr erleichtert. So werden mir beispielsweise 334 Suchergebnisse für den Elberadweg angezeigt. Zoomt man stärker in die Karte, tun sich vielerlei verschiedene Möglichkeiten entlang der Route auf. Welche ja nebenbei bemerkt durch das wunderschöne Dresden und die Sächsische Schweiz führt.

 

 

Durch diese Art der Suchfunktion findet man auf der Website viel Inspiration was Tourenvorschläge angeht. Außerdem kann man sich besondere Unterkünfte wie z.B. Bauernhäuser anzeigen lassen. Vielleicht interessant für Familien die lieber eine Unterkunft für längere Zeit haben und Tagesausflüge planen.

 

Auch noch hilfreich sind extra Kategorien wie City , E-Bike und Sport. Die letztere eignet sich hervorragend für den nächsten Mountainbike-Urlaub und bietet allerhand sinnvolle extra Qualitätsstandards. Damit findet man sicherlich eine geeignete Bleibe, von welcher man zu allerhand Trails starten kann.

 

Die App von bett+bike gibt es für Android und iphone. Sofort werden einem nahe gelegene Unterkunftsmöglichkeiten angezeigt, wenn man der App den Standortzugriff erlaubt. Allerdings hat die App meiner Meinung nach noch Verbesserungspotential. So muss man beispielsweise bei jedem Start erstmal die Datensätze abgleichen. Aber mir wurde auf Nachfrage versichert, dass sich hier wohl noch einiges tun wird.

 

So steht also auch einer schönen Herbst- oder Wintertour nichts mehr im Wege. Zelt und Kocher können Zuhause bleiben. Zwar fällt die Spontanität etwas weg, die ich eigentlich am Zelten so liebe, aber das Planen ist weniger lästig dank solcher Tools. Und wenn man alleine unterwegs ist und etwas Gesellschaft haben will oder man eben auch ein wenig mehr aufs Geld schauen muss, kann man ja immer noch neue Freundschaften mit Warmshower Hosts knüpfen.

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Heimweh

Über die Gründe des Reisens.

Und etwas was man nur finden kann, wenn man fort ist.

 

 

Irgendwo einmal las oder hörte ich weise Worte:

Es gibt zwei Arten von Reisenden. Einmal jene, welche reisen um zu entfliehen: der Heimat, eine oder mehrere Erfahrungen, Unglück in der Liebe, Unzufriedenheit in der Arbeit und dem Leben allgemein. Sie erhoffen dieses jene auf einer Reise hinter sich lassen zu können. Wollen ihren Kopf mit anderen Dingen füllen. Sich eventuell neu kennenlernen oder sogar neu erfinden?

Die zweite Art reist aus purer Neugierde. Aus Lust an Abenteuern und dem Unbekannten. Sie folgen dem Drang in die Welt zu wollen.

 

 

Auch wenn ich glaube, dass immer etwas von dem einen Grund auch im anderen zu finden ist, zählte ich mich stets zur zweiten Variante. Ich kündigte meinen Job nicht, weil ich unglücklich war. Ich verließ Dresden nicht, weil ich etwas hinter mir lassen wollte. Im Gegenteil: Ich war glücklich dort. Mir war bewusst, dass ich meine Familie, Freunde, ja und mein normales Alltagsleben auch vermissen würde. Das Klettern in der Säschischen Schweiz, Ausflüge hier und dorthin, Kaffee und Weine zusammen zu schlürfen, beieinander sein. Dennoch war mein Traum einer Radreise größer. Stets lebte er in meinem Hinterkopf und klopfte an, wollte gehört werden. Die Lust auf etwas Großes, neues, Unbekanntes war mal wieder da und anstatt es immer nach hinten zu schieben, wie es so viele tun, entschied ich eines Tages: Aufhören zu Träumen. TUN.

 

 

"[...] Tiere wandern unter dem Zwang des Naturgesetzes dem Licht, der Wärme und der Nahrung nach, wie Schlingpflanzen an unsichtbaren Stauden. Und auch Menschen, die in Geschäften reisen, und sei es rund um die Erde, sind nur solche Schlingpflanzen. Aber in Freiheit reisen, aus bloßer Neugierde reisen und sei es nur eine Meile weit, bedeutet etwas Ungeheueres: Rebellion gegen die Natur, autonom gewordenes Menschentum außerhalb des Gesetzes. Es wird einem schwindlig, wenn man es bedenkt. (Ein Glück, daß Hochtouristen dies selten tun.) Denn jetzt erst hat man seine Wurzel aus dem Boden gerissen, sich locker gemacht, losgelöst, gegenübergestellt. Man könnte fast Angst bekommen, daß der rollende Erdball einen abwirft, wie das Wagenrad den Straßenkot. Wenn einer in Geschäften reist, kommt er nicht weit. Er kommt überhaupt nicht in die Fremde, denn er bleibt eingeschlossen in seinen organischen Lebensprozeß. Seine Reisen bleiben externe Funktionen seiner Ernährung, wobei zwischen der Verdauungsarbeit seiner Gedärme und seiner Ozeanfahrt kein prinzipieller Unterschied ist.

Reist man aber frei, reist man aus sich heraus, dann wird schon der Bahnhof, was er für uns in unserer Kindheit war: mystischer Hafen der Abenteuer und des Schicksals. Wir spüren den süßen Kohlenduft der Ferne, und mit roten Lampen winkt uns das Unbekannte. Wir schauen den Kondukteur mit bangem Vertrauen wie einst den alten Pfarrer an. Er ist nicht nur Staatsangestellter, sondern auch Wärter unseres Schicksals. Vielleicht ein Wissender. Reisegefährten werden zu Schicksalsgefährten, und man spricht mit ihnen.

Dabei kommt es gar nicht darauf an, ob man wirklich weit weg in unbekannte Fremde fährt. Dieser Zustand des Reisens ist ein innerer Zustand. Man verhält sich anders zur Außenwelt. Man hat die Scheuklappen der vorgesteckten Ziele abgeworfen und die Gesetzesbande der Notwendigkeit. Man hat sich entblößt vor Zufall und Möglichkeit, in verliebter Sehnsucht. Denn Reisen heißt sich darbieten. Nicht, indem man die Welt an sich herankommen läßt. Man müßte dabei gar nicht aus dem Zimmer gehen.

Es gibt Glückliche, die ihr ganzes Leben auf Reisen verbringen, ohne die Stadt zu verlassen. Man nennt sie Dichter. Von Cervantes bis Fritz Reuter wissen wir von manchen, die, lange Jahre in eine Zelle gesperrt, alle Tage eine Fülle von Abenteuern erlebten. Vielleicht müßte man gar nicht aus dem Zimmer gehen?

Menschen, die nicht die Vitalität aufbringen, über jede Stunde wie über ein neues Wunder zu staunen, brauchen den äußeren Reiz, die Injektionen der Reiseeindrücke, um nicht einzuschlafen. Der stumpfste, phantasieloseste unter allen Menschen muß der Globetrotter sein.

Doch eines ist da, scheint mir, was man nicht erleben kann, ohne wegzufahren, und ist doch das tiefste und süßeste aller Erlebnisse: das Heimweh. Denn wo ist man zu Hause? Nicht unbedingt dort, wo man wohnt. Und kein Wohlbehagen zeigt es uns an. Nur dieses Weh. Wer es nicht kennt, hat keine Heimat. Vielleicht fährt man manchmal nur fort, um im Heimweh eine Heimat zu erleben?

Und wem dies nicht gelingt, der denkt sich: Bist du ein Fremdling, so tust du gut daran, weiter zu wandern, um Distanz zu behalten. Denn das Gemüt ist klebrig, und leicht entsteht die Lüge einer Scheinheimat.

Wandere weiter und bleibe fremd."

 

[Béla Balázs: Reisen, aus: Genschow, Karen: Kleine Philosophie des Reisens. Fischer 2012. S. 9-11]

 

 

Und ich ging auf Reise. Bin es immer noch. Wollte auch noch bis nach Griechenland. Und plötzlich kam da dieses Gefühl... Eine Sehnsucht. Nicht für die Weite, sondern es zog mich gen Heimat. Die Gründe dafür sind verschieden und vielfältig. Nicht zuletzt trug das Wetter und der schwindende Sommer (der ja eigentlich nie richtig da war für mich) einen großen Teil dazu bei. Mal für ein paar Nächte in der Kälte zu radeln und zu campieren ist schön, aber auf Dauer bin ich wohl eher ein Wärmeliebender Mensch. Zumal mein Schlafsack auch schon bessere Zeiten hinter sich hat.

 

Somit ziehe ich nun durch Polen gen Heimat: Dresden.

 

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